Die Sicherheit von Patienten in Krankenhäusern und von Klienten
und Bewohnern in Sozialeinrichtungen braucht einen offenen Umgang mit
Fehlern und mehr Unterstützung durch die Gesundheits- und Sozialpolitik.
Erinnern Sie sich an die Folge "Nachtdienst" des Polizeirufs 110 im
Mai dieses Jahres? Eine vielleicht etwas wirre Geschichte um eine Nacht
in einer Senioreneinrichtung, in der eine Pflegerin in Notwehr einen
Bewohner so verletzt, dass er stirbt, und in der ein Bewohner und
ehemaliger SEK-Beamter als Ultima Ratio Amok läuft, um auf die
menschenunwürdigen Zustände in der Einrichtung hinzuweisen. Alles nur
Fiktion? "In jedem Fall sehenswert", empfiehlt der Deutsche
Berufsverband für Pflegefachkräfte (DBfK) auf seiner Facebook-Seite. Und
in Anbetracht der vielen Medienberichte über Krankenhauskeime und
Personalmangel stellt sich in der Tat die Frage: Sind Sie eigentlich im
Krankenhaus oder in der Altenhilfe wirklich noch gut versorgt und sicher
aufgehoben?
Mit dieser
Frage beschäftigen wir uns als Träger von Krankenhäusern und
Sozialeinrichtungen im Rahmen unseres Qualitätsmanagements täglich. In
externen und internen Audits prüfen wir, ob unsere Sicherheitsmaßnahmen
ausreichend sind, diskutieren in regelmäßigen Fallbesprechungen, ob und
wie Prozesse noch besser und sicherer gestaltet werden können, und
lassen unsere Versorgungsangebote unter Maßgabe der hohen Standards von
Fachverbänden zertifizieren. Betrachten wir die Zahl der Schadensfälle
in deutschen Krankenhäusern: Laut einer im Mai veröffentlichten
Studie der Ecclesia Gruppe, die mehr als 950 Betriebshaftpflichtpolicen
deutscher Krankenhäuser bei unterschiedlichen Versicherern betreut, hat
sie sich seit 1996 trotz eines Anstiegs der Patientenzahl von 16,2 auf
19,2 Millionen kaum, nämlich nur um 0,35 Promille bis 2014, erhöht. Die
deutschen Krankenhäuser scheinen hier auf einem richtigen Weg zu sein.
Damit
das auch so bleibt und unsere Patienten, Klienten und Senioren den
hohen Sicherheitsstandards in unseren Einrichtungen in Deutschland
weiterhin vertrauen können, beschäftigen wir uns seit zwei Jahren
intensiv mit der Entwicklung zu einer sogenannten
"Hochzuverlässigkeitsorganisation". Was dies konkret bedeutet, haben
wir im Rahmen einer zweitägigen Fachtagung im März dieses Jahres mit
mehr als 40 Fachleuten aus den Bereichen Medizin, Pflege, Qualität,
Seelsorge und Ethik der BBT-Gruppe diskutiert. Unverzichtbar sei vor
allem ein offener Umgang mit Fehlern, zeigte zu Beginn der Tagung
eindrucksvoll Carsten Wächter, der, wenn er nicht gerade als Kapitän auf
Langstreckenflügen unterwegs ist, auch als Trainer für Cockpit Crews in
Sachen Sicherheit tätig ist. Denn nicht umsonst heißt es, dass man aus
Fehlern lernen könne. Und zwar vor allem, wie man den gleichen Fehler
auf jeden Fall kein zweites Mal macht.
Doch ist das, was für die Luft- oder Raumfahrt auf der Hand liegt, auf
einen Krankenhausbetrieb oder eine Sozialeinrichtung übertragbar?
Reichen die vorhandenen Instrumente des Qualitätsmanagements nicht
vollkommen aus? Kathrin Rosen, ausgebildete Gesundheits- und
Krankenpflegerin und heute als Beraterin der Gesellschaft für
Risiko-Beratung (GRB) tätig, verdeutlichte, dass erst eine systematische
Weiterentwicklung und Verknüpfung der vorhandenen Instrumente
"Hochzuverlässigkeit" herstellen könne. Denn bereits heute werde in den
Einrichtungen der BBT-Gruppe sehr viel zum Wohle der Patientensicherheit
getan. Das Ziel, besser zu werden, ist kein Selbstzweck: Auch das
ist wichtig, um zu verstehen. Wenn wir vom Wohl unserer Patienten und
Bewohner sprechen, dann deswegen, weil diese entscheidende Perspektive
die unterschiedlichen Akteure in einem Krankenhaus oder in einer
Altenhilfe-Einrichtung gemeinsam auf den Weg bringt. Medizin, Pflege,
Technik, Qualitätsmanagement, aber auch die Ethik im Krankenhaus
arbeiten an der Haltung, jedem Menschen so zu begegnen, dass er in
unseren Einrichtungen Geborgenheit, Zuwendung und Sicherheit erfahren
kann. So ist die Sicherheit ein integraler Bestandteil unserer
christlichen Unternehmenskultur.
Doch die Verantwortung hierfür kann nicht allein bei den Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen und schon gar nicht bei den Mitarbeitenden liegen. Professor Dr. Dr. Thomas Heinemann ist Inhaber des Lehrstuhls Ethik, Theorie und Geschichte der Medizin an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar. Er unterstrich, dass sich der Deutsche Ethikrat in seiner Stellungnahme zum "Patientenwohl als ethischer Maßstab" Anfang April 2016 nicht umsonst sehr entschieden mit den internen und externen Rahmenbedingungen, die das Patientenwohl gefährden, auseinandergesetzt habe. Natürlich sind zuerst wir als Krankenhäuser gefragt, wo und wie wir Patientensicherheit verbessern können, aber genauso ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen dafür - insbesondere in Bezug auf die Verbesserung der Pflegesituation in Deutschland - zu schaffen.
Das Fazit der Teilnehmenden fiel entsprechend deutlich aus: Ja, wir können und müssen uns immer wieder neu für die
Sicherheit der uns anvertrauten Menschen engagieren. Und deshalb ist es
gut, dass einer der strategischen Schwerpunkte in der BBT-Gruppe dieses
Thema in den nächsten Jahren in den Fokus nimmt. Einig waren sich alle
Teilnehmenden der Fachtagung aber auch, dass es hier einer deutlichen
Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen bedarf. Hierzu gehöre
die Entlastung der Mitarbeitenden in der Pflege genauso wie die
Bereitstellung von Mitteln zur Finanzierung entsprechender
Qualitätssicherungssysteme, wie diese auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert.
Denn wer Patientensicherheit will, kann und darf nicht in Kauf
nehmen, dass diese auf den Rücken der Mitarbeitenden und letztlich zu
Lasten von Patienten, Klienten und Bewohnern ausgetragen wird, sondern
er muss Rahmenbedingungen schaffen, die Sicherheit auch möglich machen.
Damit Sie auch weiterhin in unseren Krankenhäusern und
Sozialeinrichtungen wirklich sicher sind.
Durch komplexe Technologien und die Arbeit mit und am Menschen sind
Unfälle oder Störungen statistisch immer zu erwarten. Mit dem Konzept
der Hochzuverlässigkeitsorganisation entwickelt die BBT-Gruppe bis 2020
in Projektform das Thema Klinisches Risiko- und Sicherheitsmanagement
weiter, um die Sicherheit für ihre Patienten, Klienten und Bewohner zu
erhöhen und gesetzliche und haftungsrechtliche Anforderungen und deren
Umsetzung zu erfüllen.